Montag, 26. November 2012

Trash-Blog #1: Der Morgen


Der Morgen
 
Der Morgen fängt an wie jeder andere. Ich wache auf, mache mich fertig und esse einen Schokohasen. Der Weg nach Hamburg ist trist. Der Bus fährt ein Reh an. Oder war es eine alte Frau? Er fährt weiter. Ich komme an, in der Schule, gehe den Gang entlang. Etwas ist anders. Ich öffne die Tür und niemand ist da. Mist, wohl zur Zweiten! ... Ich warte vier Stunden auf meinem Platz. Doch es kommt niemand. Nur dieser Typ mit der Hausmeistermütze und dem kritischen Gesichtsausdruck. Er steht in der Tür und starrt mich nun schon seit 40 Minuten an. Macht mich nervös. Ich breche das Schweigen: "Ey!"... Keine Antwort. Eine Schweißperle bildet sich auf meiner Stirn. Dann wird mir klar, dass 'ey!' keine korrekte Frage darstellt. Ich versuche es erneut: "Ey?" Dieses mal klappts. Er zeigt eine Reaktion und hebt seinen Kopf zur Begrüßung. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Doch sein Ausdruck bleibt argwöhnisch. Irgendetwas ist seltsam. Dann fällt es mir auf. Fuc*! Ich habe keine Hose an! Ich sitze seit vier Stunden nur mit einem BH bekleidet in meiner verlassenen Klasse. Ich wache auf, es war nur ein Traum. Ich muss beim Warten eingeschlafen sein. Ich habe eine Hose an ... und einen BH ... aber das ist jetzt egal. Ich esse einen Schokoweihnachtsmann. Was will dieser stumme Hausmeister bloß von mir? Und dann öffnet er plötzlich seinen Mund: "Was willst du hier?" - "Ich warte auf meine Klasse, meine Mitschüler haben mir nicht bescheid gesagt, dass die ersten fünf Stunden ausfallen." Er schüttelt mit dem Kopf: "Du bist dumm oder?" Seine Frage irritiert mich. Die Schweißperle ist zurück. Doch die Stellung seiner Augenbrauen deutet Mitgefühl an. Er scheint es also ernst zu meinen. Da ich nicht weiß, wie ich antworten soll, beiße ich verlegen in den Weihnachtsmann. "Ihr habt Ferien!" Jetzt wird mir einiges klar. Er wollte mich nie aufgrund meines scharf aussehenden BHs vergewaltigen. Er dachte einfach, ich sei blöd, weil ich wieder vergessen habe, dass heute keine Schule ist. Er kann nicht wissen, dass mir das letzten Sommer dre mal passiert ist. Keiner kann das wissen.

Samstag, 10. November 2012

Tod durch Auge

Als ich vor einiger Zeit nach Hause spazierte, suchten gleich mehrere Fliegen den Tod in meinem Auge. Während sich mein Gesicht also in einen Friedhof verwandelte, überlegte ich blinzelnd und tränend, was wohl der Grund für diese Aktion gewesen sein könnte. Wollten sie in meinem Auge baden? War es doch Suizid? Was aber treibt eine Fliege zum Suizid? Warum sollte ein Wesen mit einer Lebenserwartung von ungefähr 30 Stunden Suizid begehen wollen?

Ich fühlte mich benutzt. Mein Auge wurde als Waffe missbraucht. Aber was konnte ich tun? Leute, die dieses Szenario kennen, wissen, dass Rettungsmaßnahmen in solch einem Fall meist vergeblich sind. Man wühlt ziellos im eigenen Auge umher und versucht, die Racker möglichst in einem Stück herauszubekommen…was nie funktioniert. Sie sind von der Tränenflüssigkeit dermaßen aufgeweicht, dass es leichter wäre, ein Zwieback mit einem Stein in zwei gleich große Teile zu zerschlagen (falls euch mal langweilig sein sollte..). Die Biester lösen sich im Auge quasi auf wie Aspirin! Und ich hatte ja sogar noch das Glück, gleich mehrere Fliegen im Auge begrüßen zu dürfen (der Gedanke, dass sie dort romatisch werden könnten, verlieh der Situation zusätzliche Brisanz), weshalb ich nicht mal genau wusste, zu wem denn nun die Beinchen und Flügel gehörten, die ich mir da gerade aus dem Gesicht zupfte.

Dafür ließ ich in jener Nacht wieder bei eingeschaltetem Licht das Fenster offen und rächte mich an dem, was mich besuchen kam.