Samstag, 10. November 2012

Tod durch Auge

Als ich vor einiger Zeit nach Hause spazierte, suchten gleich mehrere Fliegen den Tod in meinem Auge. Während sich mein Gesicht also in einen Friedhof verwandelte, überlegte ich blinzelnd und tränend, was wohl der Grund für diese Aktion gewesen sein könnte. Wollten sie in meinem Auge baden? War es doch Suizid? Was aber treibt eine Fliege zum Suizid? Warum sollte ein Wesen mit einer Lebenserwartung von ungefähr 30 Stunden Suizid begehen wollen?

Ich fühlte mich benutzt. Mein Auge wurde als Waffe missbraucht. Aber was konnte ich tun? Leute, die dieses Szenario kennen, wissen, dass Rettungsmaßnahmen in solch einem Fall meist vergeblich sind. Man wühlt ziellos im eigenen Auge umher und versucht, die Racker möglichst in einem Stück herauszubekommen…was nie funktioniert. Sie sind von der Tränenflüssigkeit dermaßen aufgeweicht, dass es leichter wäre, ein Zwieback mit einem Stein in zwei gleich große Teile zu zerschlagen (falls euch mal langweilig sein sollte..). Die Biester lösen sich im Auge quasi auf wie Aspirin! Und ich hatte ja sogar noch das Glück, gleich mehrere Fliegen im Auge begrüßen zu dürfen (der Gedanke, dass sie dort romatisch werden könnten, verlieh der Situation zusätzliche Brisanz), weshalb ich nicht mal genau wusste, zu wem denn nun die Beinchen und Flügel gehörten, die ich mir da gerade aus dem Gesicht zupfte.

Dafür ließ ich in jener Nacht wieder bei eingeschaltetem Licht das Fenster offen und rächte mich an dem, was mich besuchen kam.

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